Skip to main content

Projekt „Judentum begreifen“

Die Jungen und Mädchen der vierten Klassenhaben im Rahmen eines Projekttages viel über das jüdische Leben erfahren. „Judentum begreifen“ heißt ein Projekt, das die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Osnabrück entwickelt hat. Die Projektkoordinatorin Inessa Goldmann gab ihr Wissen im Rahmen der Projekttage in Börger weiter, um über das Judentum aufzuklären und Vorurteilen vorzubeugen.

Wie sich jüdisches Leben im Alltag ausdrückt, erlebten die Kinder zu Beginn des Projekttages in einem Filmbeitrag. Der Film führte die jungen Zuschauer erst zu einem Rabbi, der die besondere Bedeutung der Thora für das Judentum beschrieb, dann zu einem jüdischen Ladenbesitzer, der erklärte, was es mit der koscheren Küche auf sich hat. An einem Freitagabend besuchte der Reporter dann eine jüdische Familie, die den Schabbat vorbereitet hat. Der Schabbat ist der Ruhetag der Juden und Jüdinnen.

Im Klassenraum hatte Frau Goldmann eine kleine Ausstellung aufgebaut. Sie präsentierte daraus eine reich verzierte Thorarolle aus Pergament, auf die mit der Hand die fünf Bücher Mose geschrieben standen und aus der in den jüdischen Gottesdiensten gelesen wird. „Wir dürfen die Thorarolle nicht berühren, so wichtig ist sie für uns“, erklärte Frau Goldmann. Den Kindern wurde anschaulich vermittelt, dass die hebräische Schrift ganz andere Schriftzeichen als die lateinische hat. Alle Kinder zeigten sich darüber verblüfft, dass die Schriften von rechts nach links geschrieben sind. Dann setzte Goldmann auf anschauliche Weise die mitgebrachten jüdischen Gegenstände ein, um das Vorwissen der Kinder zu aktivieren und um Neues zu vermitteln. Ein Kind durfte sogar den Gebetsmantel (Tallit) und die Gebetsriemen anlegen sowie eine Kippa aufsetzen. Ein besonderer Höhepunkt war, als Inessa Goldmann das Schofar Horn und seine Bedeutung für das Judentum erklärte und die Kinder selbst versuchen durften, dem Instrument einen Ton zu entlocken.

Später stellten die Kinder dann in einem Workshop das Pessachfest nach. In der Mitte des Tisches stand der Sederteller mit seinen sechs Vertiefungen. Die Zutaten, die traditionell auf den Vertiefungen liegen, sollen den Juden und Jüdinnen den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei ins Gedächtnis rufen. „Woran erinnert wohl das salzige Wasser?“, fragte Frau Goldmann. „Tränen“, traute sich schließlich eine Viertklässlerin zu erwidern. „Ja, das erinnert uns daran, wie schlecht es uns Juden in der Sklaverei gegangen ist“. Ganz anschaulich erklärte sie auch die Bedeutung des Lamms, der Kartoffel, des Bitterkrauts und des Mazzens. Die Kinder wirkten betroffen. Sie stellten sich vor, wie schlimm das Leben als Sklave in Ägypten gewesen sein muss. Es kam zu einer nachdenklichen Stille im Klassenraum.

Anschließend durften die Kinder sich dann ein Mazzen-Sandwich mit Salat, Apfelmus und Bitterkraut belegen und essen. Zu trinken gab es Traubensaft. In einem Quiz beantworteten die Kinder Fragen zum Judentum und stellten ihr erworbenes Wissen unter Beweis.